Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 058.jpg

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ihrer Kammermagd Bett, mit welcher Peredeo vertrauten Umgang hatte; und so geschah’s, daß er unwissend dahin kam, und bei der Königin schlief. Nach vollbrachter Sünde frug sie ihn: für wen er sie wohl halte? und als er den Namen seiner Freundin nannte, sagte sie: „Du irrst dich sehr, ich, Rosimund bin’s; und nun du einmal dieses begangen hast, geb ich dir Wahl, entweder den Alboin zu ermorden, oder zu gewarten, daß er dir das Schwert in den Leib stoße." Da sah Peredeo das unausweichliche Übel ein, und bewilligte gezwungen des Königs Mord.

Eines Mittags also, wie Alboin eingeschlafen war, gebot Rosimund Stille im ganzen Schlosse, schaffte alle Waffen beiseits, und band Alboins Schwert an die Bettstelle stark fest, daß es nicht weggenommen, noch aus der Scheide gezogen werden mochte. Dann führte sie, nach Helmichis Rath, Peredeo herein. Alboin aus dem Schlaf erwachend, sah die Gefahr, worin er schwebte, und wollte schnell sein Schwert ergreifen, da er’s nicht losbringen konnte, griff er den Fußschämel, und wehrte sich eine gute Weile tapfer damit. Endlich aber mußte dieser kühne und gewaltige Mann, der so viele Feinde besiegt hatte, durch die List seiner Frau wehrlos unterliegen. Seinen Leichnam bestatteten die Longobarden weinend und klagend unter den Aufstieg einer Treppe, nah’ beim königlichen Schloß. Später öffnete Herzog Gisilbert das Grab, und nahm das Schwert zusammt anderm

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)