Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 075.jpg

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Seil ein Ruthe (tabula) ausmachen, pflegten seitdem die Longobarden ihre Aecker zu messen.





406.
Der Vogel auf dem Speer.

Paulus Diac. VI, 55.


Als König Luitprand siech danieder lag, und die Lombarden an seinem Aufkommen zweifelten, nahmen sie Hildeprand, seinen Neffen, führten ihn vor die Stadt zur Liebfrauenkirche, und erhoben ihn zum König. Indem sie ihm nun, wie es bräuchlich war, den Speer in die Hand gaben, kam ein Gukuk geflogen und setzte sich oben auf des Speeres Spitze. Da sprachen kluge Männer: „dieses Wunder zeige an, daß Hildeprands Herrschaft unnütz seyn werde.“





407.
Walther im Kloster.

Chronicon novaliciense Lib II. cap 7-13.[1].


Nachdem er viele Kriegsthaten in der Welt verrichtet hatte, und hochbejahrt war, dachte Held Walther seiner Sünden, und nahm sich vor, durch ein strenges, geistliches Leben die Verzeihung des Himmels zu erwerben. Sogleich sucht er sich einen schönen Stab aus, ließ oben an die Spitze mehrere



  1. Offenbar dieselbe Sage geht von Wilhelm dem Heiligen, als Einsiedler, vergl. das dänische Volksbuch, Carl Magnus, S. 140.
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)