anders legte, als eine große, oben mit einer helllautenden
Schelle versehene, Stange. Diese Stange wurde
zuweilen aufgesteckt, so daß sie jedermann sehen und
den Klang hören konnte. Alle Höfe und Dörfer des
Klosters hatten nun auch ihre Wagen, auf denen der
Mönche Dienstleute Korn und Wein zufuhren; jener
Wagen mit der Stange fuhr dann voraus, und hundert
oder funfzig andere Wagen folgten nach, und jedermann
erkannte daran, daß der Zug dem berühmten
Kloster Novalese gehörte. Und da war kein Herzog,
Graf, Herr oder Bauer, der gewagt hatte, ihn
zu beschädigen; ja die Kaufleute auf den Jahrmärkten
sollen ihren Handel nicht eher eröffnet haben, als
bis sie erst den Schellenwagen heranfahren sahen.
Als diese Wagen ein Mal beladen zum Kloster zurückkehrten,
stießen sie auf des Königs Leute, welche die
königlichen Pferde auf einer Wiese weideten. Diese
sahen kaum so viel Güter ins Kloster fahren, als sie
übermüthig darauf herfielen, und alles wegnahmen.
Die Dienstleute widersetzten sich vergeblich, ließen
aber, was geschehen war, augenblicklich dem Abt und
den Brüdern kund thun. Der Abt versammelte das
ganze Kloster, und berichtete die Begebenheit. Der
Vorsteher der Brüderschaft war damals einer Namens
Asinarius, von Herkunft ein Franke, ein tugendhafter,
verständiger Mann. Dieser, auf Walthers Rath, man
müsse zu den Räubern kluge Brüder absenden, und
ihnen die Sache gehörig vorstellen lassen, sagte sogleich:
„so sollst du Walther schnell dahin gehen,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_077.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)