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420.
Childerich und Basina.

Aimoinus Lib. I. c. 7. 8.
Vergl. Greg. tur. II. 12.


Childerich, Merowigs Sohn, hub an, übel zu regieren, und die Töchter der Edeln zu mißbrauchen; da warfen ihn die Franken vom Thron herab. Landflüchtig wandte er sich zu Bissinus, König der Thüringer, und fand bei ihm Schutz und ehrenvollen Aufenthalt lange Zeit hindurch. Er hatte aber unter den edelsten Franken einen vertrauten Freund gehabt, Winomadus mit Namen, der ihm, als er noch regierte, in allen Dingen rieth und beistand. Dieser war auch zur Zeit, da der König aus dem Reiche vertrieben wurde, der Meinung gewesen; Childerich müsse sich nothwendig entfernen und erwarten, daß sich allmählich sein übler Ruf in der Abwesenheit mindere; wogegen er sorgsam die Gemüther der Franken stets erforschen, und wieder zu ihm hinlenken wolle. Zugleich nahm Winomad seinen Ring, und theilte ihn in zwei Hälften. Die eine gab er dem König und sprach: „wenn ich dir die andere sende, und beide Theile in einander passen, so soll es dir ein Zeichen seyn, daß dir die Franken wieder versöhnt sind, und dann säume nicht, in dein Vaterland zurück zu kehren.“

Unterdessen wählten sich die Franken Aegidius den Römer, zu ihrem König. Winomadus verstellte sein Herz, und wurde bald dessen Vertrauter. Darauf beredete er ihn, nicht nur das Volk mit schweren

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)