Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 095.jpg

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und verkündigte ihr alles. Sie ermahnte ihn ohne Sorge zu seyn, und zum zweiten Mal hinaus zu gehen. Da sah der König Bären und Wölfe wandeln, und hinterbrachte es der Königin, die ihn auch zum dritten Mal hinaussandte. Dieses dritte Mal erblickte er Hunde und kleinere Thiere, die sich unter einander zerrissen. Staunend stieg er ins Ehebett zurück, erzählte alles, und verlangte von seiner weisen Frau Auslegung, was diese Wunder bedeuteten? Basina hieß den König die Nacht keusch und enthaltsam zubringen, bei anbrechendem Tag solle er alles erfahren. Nach Sonnenaufgang sagte sie ihm: „Dies bezeichnet zukünftige Dinge und unsere Nachkommen." Unser erster Sohn wird mächtig und stark, gleich einem Löwen oder Einhorn werden, seine Kinder raubgierig und frech, wie Wölfe und Bären; deren Nachkommen und die letzten aus unserm Geschlecht, feig wie Hunde. Aber das kleine Gethier, was du gesehen hast sich unter einander zerreißen, bedeutet das Volk, welches sich nicht mehr vor dem König scheut, sondern unter einander in Haß und Thorheit verfolgt. Dies ist nun die Auslegung der Gesichter, die du gehabt hast." Childerich aber freute sich über die ausgebreitete Nachkommenschaft, die aus ihm erwachsen sollte.


Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)