sie auch nichts anders absagen.“ Und alle waren’s
zufrieden, bis auf einen, der sich erhob, mit seinem
Schwert den Krug in Scherben schlug, und sagte:
„Du sollst weiter nichts haben, König, als was dir
das gerechte Loos zutheilt." Alle staunten ob des
Mannes Kühnheit; der König aber verstellte seinen
Zorn, und übergab das zerbrochene Gefäß dem Boten
des Bischofs. – Ein Jahr darauf befahl der König,
das Heer auf dem Märzfeld zu versammeln, und jeder
sollte so gewaffnet erscheinen, daß er gegen den Feind
streiten könne. Als sich nun jedermann in glänzenden
Waffen darstellte, und Chlodowich alle musterte, kam
er zu dem, der mit dem Schwert den Krug zerschlagen
hatte, sah ihn an und sprach: „im ganzen Heer
ist kein Feiger, wie du; dein Spieß und Helm, Schild
und Schwert sind unnütz und schlecht.“ Mit diesen
Worten streckte er die Hand nach des Kriegers Schwert,
und warf es auf den Boden hin. Als sich nun jener
bückte, das Schwert aufzuheben, zog der König seines,
stieß es ihm heftig in den Nacken, und sprach:
„so hast du mir zu Sueßion mit dem Kruge gethan!"
Auf diese Weise blieb der Krieger todt, der König
hieß die übrigen heimziehen, und stand seitdem in viel
größerer Furcht bei allen Franken, daß ihm keiner zu
widerstreben wagte.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)