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427.
Sage von Attalus dem Pferdeknecht, und Leo dem Küchenjungen.

Greg. turon. hist. III. 15.
Aimoinus II. 11.


Zur Zeit, als Theodorich und Childebert, die Frankenkönige, in Hader und Zwietracht lebten, und viele edele Söhne zu Geißeln gegeben, oder in Knechtschaft gebracht wurden, trug sich auch folgende Begebenheit zu.

Attalus, von guter Abkunft, und ein naher Verwandter des heiligen Gregor, gerieth in die Dienstschaft eines Franken, im Trierischen Gebiet, und wurde zum Pferdewärter bestellt. Der Bischof Gregor, um sein Schicksal besorgt, sandte Boten aus, die ihn aufsuchen sollten, endlich auch fanden, und seinem Herrn Gaben anboten, um Attalus freizukaufen. Der Mann verwarf sie aber, und sprach: „einer von solcher Geburt muß losgekauft werden, mit zehn Pfunden Goldes.“ Also kamen die Abgesandten unverrichteter Dinge wieder heim zu Gregor; aber Leo, einer seiner Küchendiener sprach: „wofern ihr mir erlauben wollet, ihn aufzusuchen, könnte ich ihn vielleicht aus der Gefangenschaft erledigen.“ Der Bischof war froh, und gestattete es ihm; da kam auch Leo an jenen Ort, und suchte den Knaben heimlich fortzuschaffen, allein er konnte nicht. Darauf verabredete er sich mit einem andern Manne, und sprach:

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)