Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 108.jpg

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hinaus, wappnete den Jüngling; und die Stallthüre, die er noch Abends zur Sicherung der Pferde mit Hammerschlägen vernagelt hatte, stand jetzt offen, gleichsam durch göttliche Schickung. Da dankte er Gott seines Beistandes, und sie nahmen die Pferde mit aus dem Stall und entwichen; auch einen Falken nahmen sie, nebst den Decken. Beim Übergang der Mosel wurden sie aufgehalten, und mußten Pferde und Decken im Stich lassen; und auf ihre Schilde gelegt, schwammen sie den Strom hinüber. Als die Nacht kam, und es dunkel wurde, gingen sie in einen Wald und bargen sich. Und schon war die dritte Nacht gekommen, und noch keinen Bissen Speise hatten sie in ihren Mund gebracht, und wanderten in einem fort. Da fanden sie auf Gottes Wink einen Baum voll Obst, dem, das man Zwetschen zu nennen pflegt, und erlabten sich daran. Darauf langten sie in Campanien (Champagne an); bald hörten sie hinter sich Roßtritte, und sprachen: „es kommen Männer geritten, werfen wir uns zur Erde, daß sie uns nicht erspähen!“ Und siehe, ein großer Dornstrauch stand daneben; dahinter traten sie, warfen sich nieder zu Boden, mit aus der Scheide gezogenen Schwertern: damit, wenn sie entdeckt würden, sie sich alsbald wehren könnten. Die Reuter aber, als sie zu der Stelle gelangt waren, hielten gerade vor dem Dornstrauch still; ihre Pferde ließen den Harn, und einer unter ihnen sprach: „übel geht es mir mit diesen beiden Flüchtlingen, daß wir sie nimmer finden

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)