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Michaels Ehren, in dieser lag er viel Jahre lang leibhaftig.




433.
Dagobert und Sanct Florentius.

Königshofen elsäß. Chronik S. 235. 236.


Sanct Florentius fing jung an, Gott zu dienen. Und er ging aus Schottland, wo er geboren war, in Pilgrimsweise mit vier Gesellen: Arbogast, Fidelis, Theodatus und Hildolf, und kamen zu jüngst im Elsaß an die Brüsche (das Flüßchen Breusch), da wo jetzt Haselo liegt. Sprach Florentius, er wollte da bleiben. Also gingen seine Gesellen fürbaß gen Straßburg; er aber baute ein Häuselein bei der Brüsche, dalp (grub) die Bäume und Hürste aus, und machte ein neues Feld; dahin säete er Korn und Kraut nach seiner Nothdurft. Da aßen ihm die wilden Thiere das Korn und das Kraut ab. Da steckete Sanct Florentius vier Gerten um das Feld, und gebot allen wilden Thieren, daß sie auf seinen neuen Acker nicht mehr kämen, so fern, als die Gerten gesteckt wären; und dies Ziel überschritten sie seitdem nimmer. In diesen Zeiten hatte König Dagobert eine Tochter, die war blind geboren, dazu stumm; und als er sagen hörte von Florentius Heiligkeit, sandte er ehrbare Boten, und ein Roß mit vergüldetem Gedecke, daß er zu ihm ritte. Der Heilige war aber demüthig, wollte das Roß nicht, und saß auf einen Esel und ritt zu dem Könige. Noch war er nicht ganz an der Burg,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)