die Knochen vor Adelgis, der sie zerbrach, und gleich
einem hungrigen Löwen das Mark daraus aß. Die
Splitter warf er unter den Tisch, und machte einen
tüchtigen Haufen zusammen. Dann stand er früher
als die andern auf, und ging fort. Der König, wie
er die Tafel aufgehoben hatte, und die Menge Knochen
unter dem Tisch erblickte, fragte: „welcher Gast
hat so viel Knochen zerbrochen?“ Alle antworteten
„sie wüßten es nicht;“ einer aber fügte hinzu: „es
saß hier ein starker Degen, der brach alle Hirsch-,
Bären - und Ochsenknochen auf, als wären es Hanfstengel.“
Der König ließ den Speisaufträger rufen,
und sprach: „wer, oder woher war der Mann, der
hier die vielen Knochen zerbrach?“ Er antwortete:
„ich weiß es nicht, Herr" Carl erwiederte: „bei
meines Hauptes Krone, du weißt es." Da er sich
betreten sah, fürchtete er, und schwieg. Der König
aber merkte leicht, daß es Adelgis gewesen, und es
that ihm leid, daß man ihn ungestraft von dannen
gehen lassen; er sagte: wo hinaus ist er gegangen?“
Einer versetzte: „er kam zu Schiff, und wird vermuthlich
so weggehen.“ „ Willst du – sprach ein andrer–
daß ich ihm nachsetze und ihn tödte?“ „ Auf welche
Weise“ antwortete Carl. „Gib mir deine goldenen
Armspangen, und ich will ihn damit berücken.“ Der
König gab sie ihm alsbald, und jener eilte ihm schnell
zu Lande nach, bis er ihn einholte. Und aus der Ferne
rief er zu Adelgis, der im Schiffe fuhr: „halt an!
der König sendet dir seine Goldspangen zur Gabe;
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)