Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 136.jpg

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die Knochen vor Adelgis, der sie zerbrach, und gleich einem hungrigen Löwen das Mark daraus aß. Die Splitter warf er unter den Tisch, und machte einen tüchtigen Haufen zusammen. Dann stand er früher als die andern auf, und ging fort. Der König, wie er die Tafel aufgehoben hatte, und die Menge Knochen unter dem Tisch erblickte, fragte: „welcher Gast hat so viel Knochen zerbrochen?“ Alle antworteten „sie wüßten es nicht;“ einer aber fügte hinzu: „es saß hier ein starker Degen, der brach alle Hirsch-, Bären - und Ochsenknochen auf, als wären es Hanfstengel.“ Der König ließ den Speisaufträger rufen, und sprach: „wer, oder woher war der Mann, der hier die vielen Knochen zerbrach?“ Er antwortete: „ich weiß es nicht, Herr" Carl erwiederte: „bei meines Hauptes Krone, du weißt es." Da er sich betreten sah, fürchtete er, und schwieg. Der König aber merkte leicht, daß es Adelgis gewesen, und es that ihm leid, daß man ihn ungestraft von dannen gehen lassen; er sagte: wo hinaus ist er gegangen?“ Einer versetzte: „er kam zu Schiff, und wird vermuthlich so weggehen.“ „ Willst du – sprach ein andrer– daß ich ihm nachsetze und ihn tödte?“ „ Auf welche Weise“ antwortete Carl. „Gib mir deine goldenen Armspangen, und ich will ihn damit berücken.“ Der König gab sie ihm alsbald, und jener eilte ihm schnell zu Lande nach, bis er ihn einholte. Und aus der Ferne rief er zu Adelgis, der im Schiffe fuhr: „halt an! der König sendet dir seine Goldspangen zur Gabe;

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)