Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 142.jpg

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eine Goldbinde mit Gestein besetzt, und in einem Kleide aus Gold gewirkt. Als Radbot auf ihn hinsah, sprach der Teufel zu ihm: „Tapferster unter den Männern, was hat dich also verführt, daß du abweichen willst von dem Fürsten der Götter? Wolle das nicht thun, sondern beharre bei dem, was du gelernt, und du sollst in goldne Häuser kommen, die ich dir in alle Ewigkeit zum Eigenthume geben will. Gehe morgen zu Wolfram, dem Lehrer der Christen, und befrage ihn, welches jene Wohnung der ewigen Klarheit sey, die er dir verspricht. Kann er sie dir nicht augenscheinlich darthun, dann mögen beide Theile Abgeordnete wählen, und ich will ihr Führer seyn auf der Reise, und will ihnen das goldne Haus zeigen und die schöne Wohnung, die ich dir bereitet.“ Wie Radbot erwachte, erzählte er alles dem heil. Wolfram. Dieser sagte, der Betrüger Satanas wolle ihm ein Gaukelspiel vormachen. Der Fürst antwortete: „er wolle Christ werden, wenn sein Gott ihm jene Wohnung nicht zeige. Sogleich ward ein Friese von seiner Seite, und ein Diaconus von Seiten Wolframs ausgesandt, die, als sie etwas von der Stadt sich entfernt, einen Reisegefährten fanden, der ihnen sagte: „eilt schnell, denn ich zeige euch die schöne, dem Herzog Radbot bereitete Wohnung.“ Sie gingen auf breitem Wege durch unbewohnte Oerter, und sahen einen Weg mit verschiednen Arten glatten Marmors aufs schönste geziert. Von ferne sahen sie ein Haus glänzen wie Gold, und kamen zu einer Straße, die

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)