eine Goldbinde mit Gestein besetzt, und in einem
Kleide aus Gold gewirkt. Als Radbot auf ihn hinsah,
sprach der Teufel zu ihm: „Tapferster unter den
Männern, was hat dich also verführt, daß du abweichen
willst von dem Fürsten der Götter? Wolle das
nicht thun, sondern beharre bei dem, was du gelernt,
und du sollst in goldne Häuser kommen, die ich dir
in alle Ewigkeit zum Eigenthume geben will. Gehe
morgen zu Wolfram, dem Lehrer der Christen, und
befrage ihn, welches jene Wohnung der ewigen Klarheit
sey, die er dir verspricht. Kann er sie dir nicht
augenscheinlich darthun, dann mögen beide Theile Abgeordnete
wählen, und ich will ihr Führer seyn auf
der Reise, und will ihnen das goldne Haus zeigen
und die schöne Wohnung, die ich dir bereitet.“ Wie
Radbot erwachte, erzählte er alles dem heil. Wolfram.
Dieser sagte, der Betrüger Satanas wolle ihm ein
Gaukelspiel vormachen. Der Fürst antwortete: „er
wolle Christ werden, wenn sein Gott ihm jene Wohnung
nicht zeige. Sogleich ward ein Friese von seiner
Seite, und ein Diaconus von Seiten Wolframs
ausgesandt, die, als sie etwas von der Stadt sich
entfernt, einen Reisegefährten fanden, der ihnen sagte:
„eilt schnell, denn ich zeige euch die schöne, dem Herzog
Radbot bereitete Wohnung.“ Sie gingen auf
breitem Wege durch unbewohnte Oerter, und sahen
einen Weg mit verschiednen Arten glatten Marmors
aufs schönste geziert. Von ferne sahen sie ein Haus
glänzen wie Gold, und kamen zu einer Straße, die
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)