Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 144.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Auf Ostern aber ließ der König in seinem Zelt Messe lesen; da geschah ein göttliches Wunder, daß Wittekind, als der Priester das Heiligthum emporhob, darin ein lebendiges Kind erblickte; das däuchte ihm ein so schönes Kind, als er sein Lebtag je gesehen, und kein Auge sah es außer ihm. Nach der Messe wurden die Silberpfennige den armen Leuten ausgetheilt; da erkannte man Wittekind unter dem Bettlerrock, griff und führte ihn vor den König. Da sagte er, was er gesehen hätte, und ward unterrichtet aller Dinge, daß sein Herz bewegt wurde, und empfing die Taufe, und sandte nach den andern Fürsten in seinem Lager, daß sie den Krieg einstellten und sich taufen ließen. Carl aber machte ihn zum Herzogen, und wandelte das schwarze Pferd in seinem Schilde in ein weißes.




449.
Erbauung Frankfurts.
Ditmarus merseb. Lib. VII. p. m. 104.


Als König Carl von den Sachsen geschlagen floh, und zum Main kam, wußten die Franken das Furth nicht zu finden, wo sie über den Fluß gehen und sich vor ihren Feinden retten könnten. Da soll plötzlich eine Hirschkuh erschienen, ihnen vorangegangen und eine Wegweiserin geworden seyn. Daher gelangten die Franken über den Main, und seitdem heißt der Ort Frankenfurth.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)