Auf Ostern aber ließ der König in seinem
Zelt Messe lesen; da geschah ein göttliches Wunder,
daß Wittekind, als der Priester das Heiligthum
emporhob, darin ein lebendiges Kind erblickte; das
däuchte ihm ein so schönes Kind, als er sein Lebtag
je gesehen, und kein Auge sah es außer ihm. Nach
der Messe wurden die Silberpfennige den armen Leuten
ausgetheilt; da erkannte man Wittekind unter
dem Bettlerrock, griff und führte ihn vor den König.
Da sagte er, was er gesehen hätte, und ward unterrichtet
aller Dinge, daß sein Herz bewegt wurde, und
empfing die Taufe, und sandte nach den andern Fürsten
in seinem Lager, daß sie den Krieg einstellten und
sich taufen ließen. Carl aber machte ihn zum Herzogen,
und wandelte das schwarze Pferd in seinem
Schilde in ein weißes.
Erbauung Frankfurts.
Ditmarus merseb. Lib. VII. p. m. 104. |
Als König Carl von den Sachsen geschlagen floh, und zum Main kam, wußten die Franken das Furth nicht zu finden, wo sie über den Fluß gehen und sich vor ihren Feinden retten könnten. Da soll plötzlich eine Hirschkuh erschienen, ihnen vorangegangen und eine Wegweiserin geworden seyn. Daher gelangten die Franken über den Main, und seitdem heißt der Ort Frankenfurth.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)