Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 187.jpg

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dahin einzufinden, um ihre Tapferkeit zu beweisen; mittlerweile möge der Kaiser durch geschickte und kühne Leute ihre Burg überwältigen lassen.“ Der Festtag zu Speier wurde hierauf verkündigt; der König, viele Fürsten und Herrn, unter diesen auch die drei Ebersteiner waren zugegen; manche Lanze wurde gebrochen. Des Abends begannen die Reihen, wobei der jüngste Graf von Eberstein, ein schöner, anmuthiger Mann, mit krausem Haar, vortanzen mußte. Als der Tanz zu Ende ging, nahte sich heimlich eine schöne Jungfrau den dreien Grafen und raunte: „Hütet euch, denn der Kaiser will eure Burg ersteigen lassen, während ihr hier seyd; eilt noch heute Nacht zurück!“ Die drei Brüder beriethen sich, und beschlossen, der Warnung zu gehorchen. Darauf kehrten sie zum Tanz, forderten die Edeln und Ritter zum Kampf auf morgen, und hinterlegten Hundert Goldgülden zum Pfand in die Hände der Frauen. Um Mitternacht aber schifften sie über Rhein und gelangten glücklich in ihre Burg heim. Kaiser und Ritterschaft warteten am andern Tage vergebens auf ihre Erscheinung zum Lanzenspiel; endlich befand man, daß die Ebersteiner gewarnt worden wären. Otto befahl, aufs schleunigste die Burg zu stürmen; aber die Grafen waren zurückgekehrt und schlugen den Angriff muthig ab. Als mit Gewalt gar nichts auszurichten war, sandte der Kaiser drei Ritter auf die Burg, mit den Grafen zu unterhandeln. Sie wurden eingelassen, und in Weinkeller und Speicher geführt; man holte weißen

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_187.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)