Reißig und Steinen, und sah von ferne zu, was geschehen
würde. Als nun die Störchin wieder kam
und nicht zum Brunnen konnte, that sie kläglich,
mußte doch zuletzt ins Nest zurückfliegen. Da aber
der Storch ihr Mann heim kam, merkte er die Treulosigkeit,
fiel die Störchin an, die sich heftig wehrte;
endlich flog der Storch davon und kam nimmer wieder,
die Störchin mußte die Jungen allein nähren.
Nachher um St. Laurenztag, da die Störche fort zu
ziehen pflegen, kam der alte Storch zurück, brachte
unsäglich viel andre Störche mit, die fielen zusammen
über die Störchin, erstachen und zerfleckten sie in
kleine Flecken. Davon ist das gemeine Sprüchwort
aufkommen: „du kannst es nicht schmecken!“
Herzog Heinrich in Baiern hält reine Straße.
Aventin Bair. Chronik Bl. 411b. |
Herzog Heinrich zu Baiern, dessen Tochter Elsbeth nach Brandenburg heurathete, und die Märker nur „dat schon Elsken uth Beyern“ nannten, soll das Rothwild zu sehr lieb gehabt und den Bauern die Rüden durch die Zaun gejagt haben. Doch hielt er guten Frieden und litt Reuterei, oder wie die Kaufleute sagten, Räuberei, gar nicht im Lande. Die Kaufleut hießen sein Reich: im Rosengarten. Die Reuter aber klagten und sagten: kein Wolf mag sich in seinem Land erhalten, und dem Strang entrinnen.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)