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517.
Herzog Bundus, genannt der Wolf.
Lirer schwäb. Chronik. Cap. 17.


Herzog Balthasar von Schwaben hatte Herzog Albans von München Tochter zur Ehe, die gebar ihm in vierzehn Jahren kein Kind. Da hatte der Herzog einen Jäger, dem er in allen Dingen traute; mit dem legte ers an, wenn des Jägers Frau schwanger würde, daß er es heimlich hielte, so sollte sein Gemahl thun, als ob sie schwanger wäre. Wann dann sein Weib genese, solle er das Kind bringen, und es die Herzogin für ihres ausgeben. Das geschah. Da war große Freude, und nannten das Kind Bundus. Nun hatten des Jägers Nachbarn zu derselben Nacht etwas ungeheures gehört, die fragten: was es gewesen wäre? Er sagte ihnen: seine Jagdhunde hätten gewelfet. Da der Knabe vierzehn Jahr alt war, da wollt er nun bei den Jägern seyn; und da er in dem zwei und zwanzigsten Jahr war, starb der alte Herzog; da wollten sie dem jungen eine Frau geben, die Herzogin von Geldern. Indem schlug der Jäger einen am Hof, und wurde in den Thurn gelegt; da kam des Jägers Weib, begehrte heimlich mit dem Herrn zu reden. Das trieb sie so ernstlich, daß sie der Herr ein hieß gehn, und jedermann hinaus. Da fiel sie ihm um den Hals und sprach: herzlieber Sohn! und sagte ihm, daß der Jäger sein Vater wäre, und wie es ein Gestalt hätte

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_257.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)