Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 285.jpg

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ein. Als das Blut über die Hand floß, mußte das Feuer davor weichen, und Ritter Ulrich kam mit dem Verluste der Finger davon. Die Frau sprach: jetzt wird ein Turnier anheben, und euch ein edles Pferd vorgeführt, und ein goldbeschlagener Schild vorgetragen werden; davor hütet euch. Bald darauf kam ein Knecht mit dem Roß und Schild vor den Ritter, und so gern ers bestiegen hätte, ließ ers doch standhaft fahren. Nach dem Turnier erklangen süße Töne, und der Tanz begann; die elende Frau hatte den Ritter wieder davor gewarnt. Sie selbst aber mußte mit anstehen, und stellte sich unten hin; als sie Ritter Ulrich anschaute, vergaß er alles, trat hinzu, und bot ihr die Hand. Kaum berührte er sie, als er für todt niedersank; schnell trug sie ihn seitwärts auf einen Rain, grub ihm ein Kraut, und steckte es in seinen Mund, wovon er wieder auflebte. Da sprach die Frau: es nahet dem Tage, und wann der Hahn kräht, müssen wir alle von hinnen. Ulrich antwortete: ist es denn Nacht? mir hat es so geschienen, als ob es die ganze Zeit heller Tag gewesen wäre. Sie sagte: der Wahn trügt euch; ihr werdet einen Waldsteig finden, auf dem ihr sicher zu dem Ausgang aus der Wildniß gelangen könnet. Ein Zelter wurde der armen Frau vorgeführt, der brann als eine Gluth; wie sie ihn bestiegen hatte, streifte sie den Aermel zurück: da sah Ritter Ulrich das Feuer von ihrem bloßen Arm schießen, wie wenn die Flammen um ein brennendes Haus schlagen. Er segnete

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_285.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)