Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 290.jpg

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dem Schlosse zurück. Siehe, da war alles mit einander zu Feuer, Pech und Schwefel worden, davon ihm der Geruch entgegen qualmte; dabei hörte er ein jammervolles Schreien und Klagen, worüber er sich so sehr entsetzte, daß ihm die Haare zu Berge stunden. Darum wendete er schnell sein Pferd um, und ritt des vorigen Weges wieder nach seiner Gesellschaft zu.

Als er anlangte, kam er allen so verändert und verstellet vor, daß sie ihn fast nicht erkannten. Denn ungeachtet er noch ein junger und frischer Mann war, hatte ihn doch Schrecken und Bestürzung zu einem eisgrauen umgestaltet; indem Haupt - Haar und Bart weiß wie der Schnee waren. Sie verwunderten sich zwar, darüber nicht wenig, aber noch mehr über die durch seine veränderte Gestalt beglaubigte Erzählung, so daß sie insgesammt traurig nach Hause umkehrten.

Der Freiherr von Simmern beschloß an dem Orte, wo sich das zugetragen, zur Ehre Gottes eine Kirche zu erbauen. Graf Erchinger, auf dessen Gebiet er lag, gab gern seine Einwilligung, und er und seine Gemahlin versprachen Rath und Hülfe; damit daselbst ein Frauen - Kloster aufgerichtet, und Gott stets gedienet würde. Auch der Herzog Friedrich von Schwaben verhieß seinen Beistand zur Förderung des Baues, und hat verschiedene Zehnden und Einkünfte dazu verordnet. Die Geschichte hat sich im Jahr 1134 unter Lothar dem zweiten begeben.


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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)