Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 300.jpg

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Als diese erfolgte, empfing Alexander seine Gemahlin auf das Zärtlichste; bald aber bliesen ihm seine Freunde und Verwandten in die Ohren „daß Florentina als ein leichtfertiges Weib zwölf Monate lang in der Welt umher gezogen sey, und nichts von sich habe hören lassen.“ Alexander entbrannte vor Zorn, ließ ein Gastmahl anstellen, und hielt seiner Frauen öffentlich ihren geführten Lebenswandel vor. Sie trat schweigend aus dem Zimmer, ging in ihre Kammer, und legte das Pilgerkleid an, das sie während der Zeit getragen hatte, nahm die Harfe zur Hand, und nun offenbarte sich, indem sie ihm das ausgeschnittene Stück von dem Hemde vorwies: wer sie gewesen war, und daß sie selbst als Pilgrim ihn aus dem Pflug erlöst hatte. Da verstummten ihre Ankläger, fielen der edlen Frau zu Füßen, und ihr Gemahl bat sie mit weinenden Augen um Verzeihung.




532.
Siegfried und Genofeva.
Freher origines palatinae pars II. 1612. fol. p. 38. 39. und Anhang S 18 - 22. aus einer alten Frauenkircher Handschrift.


Zu den Zeiten Hildolfs, Erzbischofs von Trier, lebte daselbst Pfalzgraf Siegfried, mit Genofeva seiner Gemahlin, einer Herzogstochter aus Brabant, schön und fromm. Nun begab es sich, daß ein Zug wider die Heiden geschehen sollte, und Siegfried in den Krieg ziehen mußte; da befahl er Genofeven, im meifelder

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_300.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)