Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 307.jpg

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Diener, der Bogenschütze war, spannte und schoß einen Pfeil. Aber er fehlte den Schwan, der erschrockene Vogel hob sich in die Luft, und flüchtete sich in der schönen Germana Schooß. Froh über dieses Wunder, und weil der Schwan ein Vogel guter Bedeutung ist, fragte sie Carl Ynach, ihren Gemahl: wie der Vogel in seiner Landessprache heiße? In deutscher Sprache, antwortete er, heißt man ihn Swana. So will ich – sagte sie– hinführo nicht länger Germana, sondern Schwan heißen; denn sie befürchtete, eines Tages an ihrem rechten Namen erkannt zu werden. Der ganze Ort aber bekam von der Menge seiner Schwäne, den Namen Schwanenthal (vallis cignea. Valenciennes) an der Schelde. Jenen Schwan nahm die Frau mit, fütterte und pflag ihn sorgsam. Carl und Frau Schwan gelangten nach diesem bis zu dem Schlosse Florimont, unweit Brüssel; daselbst erfuhr er den Tod seines Vaters Godfried Carl, und zog sogleich dahin. Zu Löwen opferte er seinen Göttern, und wurde in Tongern mit Jubel und Freude als König und Erbe empfangen. Salvius herrschte hierauf eine Zeit lang in Frieden, und zeugte mit seiner Gemahlin einen Sohn und eine Tochter. Der Söhn wurde Octavian, die Tochter wiederum Schwan benannt. Bald danach hatte Ariovist, König der Sachsen, Krieg mit Julius Cäsar und den Römern; Carl Ynach verband sich mit Ariovist, und zog den Römern entgegen, blieb aber todt in einer Schlacht, die bei Besançon geliefert wurde. Frau Schwan, seine Wittwe,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_307.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)