Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 308.jpg

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barg sich mit ihren Kindern in dem Schlosse Megen an der Maas, und fürchtete, daß Julius Cäsar, ihr Bruder, sie auskundschaften möchte. Das Reich Tongern hatte sie an Ambiorix abgetreten, nahm aber ihren Schwan mit nach Megen, wo sie ihn auf den Burggraben setzte, und oft mit eigner Hand fütterte, zum Angedenken ihres Gemahls.


Julius Cäsar hatte dazumal in seinem Heer einen Helden, Namens Salvius Brabon, der aus dem Geschlechte des Frankus, Hectors von Troja Sohn, abstammte. Julius Cäsar, um sich von der Arbeit des Krieges ein wenig auszuruhen, war ins Schloß Cleve gekommen; Salvius Brabon belustigte sich in der Gegend von Cleve mit Bogen und Pfeil, gedachte an sein bisheriges Leben und an einen bedeutenden Traum, den er eines Nachts gehabt. In diesen Gedanken befand er sich von ungefähr am Ufer des Rheins, der nicht weit von dem Schlosse Cleve fließt, und sah auf dem Strom einen schneeweißen Schwan; der spielte und biß mit seinem Schnabel in einen Kahn am Ufer. Salvius Brabon blickte mit Vergnügen und Verwunderung zu, und die glückliche Bedeutung dieses Vogels mit seinem Traum verbindend , trat er in das Schifflein; der Schwan, ganz kirr und ohne scheu zu werden, floß ein wenig voraus und schien ihm den Weg zu weisen; der Ritter empfahl sich Gott, und beschloß ihm zu folgen. Ganz ruhig geleitete ihn der Schwan den Lauf des Rheins entlang, und Salvius schaute sich allenthalben um, ob

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_308.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)