Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 310.jpg

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und erfuhr auch Julius Cäsars Aufenthalt zu Cleve. Weil sie aber hörte, daß der Ritter aus Arcadia stammte, nahm sie sich ein Herz und forderte ihm einen Eid ab „daß er ihr beistehn wolle, wie man Witwen und Waisen soll"; darauf erzählte sie umständlich alle ihre Begebenheiten. Sie bat, daß er sie wieder mit ihrem Bruder aussöhnen möchte, und gab ihm für diesen zum Wahrzeichen ein goldnes Götzenbild, das ihr Julius Cäsar einstmals aufzuheben vertraut hatte, mit. Salvius Brabon versprach das Seinige zu thun, und kehrte wieder zu seinem Herrn nach Cleve zurück. Er grüßte ihn von seiner Schwester und gab ihm das Goldbild, welches Julius Cäsar auf den ersten Blick erkannte. Sodann fragte er den Salvius, wo er sie gefunden hätte? Dieser erzählte ihr Leben und Schicksal, und bat um Verzeihung. Cäsar wurde gerührt zum Erbarmen, und bedauerte auch seines Schwagers, Carl Ynachs, Tod; hierauf wollte er sogleich seine Schwester und Neffen sehen; Salvius Brabon führte ihn mit Freuden nach dem Schlosse Megen. Sie erkannten sich mit herzlicher Wonne; Salvius Brabon bat sich die junge Schwan, des Kaisers Nichte, zur Gemahlin aus, die ihm auch bewilligt wurde. Die Hochzeit geschah zu Löwen. Julius Cäsar verlieh seiner Nichte und ihrem Gemahl eine weite Strecke Landes als ein Herzogthum, von dem Meer mit dem Wald Soigne und dem Flusse Schelde, bis zu dem Bächlein, welches heißet Lace. Brabon war hier der erste Fürst, und von ihm

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_310.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)