augenblicklich standen sie in menschlicher Gestalt vor
ihm, vier Söhne und eine Tochter; und die Ältern
liefen hinzu, ihre Kinder zu halsen und küssen. Als
aber der sechste Schwan sah, daß er allein übrig blieb
und kein Mensch wurde, war er tief betrübt, und zog
sich im Schmerz die Federn aus; Helias weinte und
ermahnte ihn tröstend zur Geduld. Der Schwan
neigte mit dem Hals, als ob er ihm dankte, und jedermann
bemitleidete ihn. Die fünf andern Kinder
wurden darauf zur Kirche geführt und getauft; die
Tochter empfing den Namen Rose, die vier Brüder
wurden hernachmals fromme und tapfere Helden.
König Oriant nach diesen wunderbaren Begebenheiten gab nun die Regierung des Reichs in seines Sohnes Helias Hände. Der junge König aber beschloß, vor allem das Recht walten zu lassen, eroberte die feste Burg, wohin Matabrun geflohen war, und überlieferte sie dem Gericht, welches die Übelthäterin zum Tode des Feuers verdammte. Dieses Urtheil wurde sodann vollstreckt. Helias regierte nun eine Weile zu Lillefort; eines Tages aber, da er den Schwan, seinen Bruder, auf dem Schloßweiher einen Nachen ziehen sah, hatte er keine längre Ruhe: sondern hielt dies für ein Zeichen des Himmels, daß er dem Schwan folgen, und irgendwo Ruhm und Ehre erwerben solle. Er versammelte daher Ältern und Geschwister, entdeckte ihnen sein Vorhaben, und küßte sie zum Abschied. Dann ließ er sich Harnisch und Schild bringen. Oriant, sein Vater, schenkte ihm
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_318.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)