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535.
Das Schwanschiff am Rhein.
Helinandi chronicon. lib. IV.

Vincent. bellovac. sp. hist.
Gerhard van Schuiren.
Hopp Beschr. von Cleve 1655. p. 148 - 150.
Abel Samml. alter Chroniken. Braunschw. 1732. S. 54.
Görres Lohengrin LXXI - LXXIII.


Im Jahr 711 lebte Dieterichs, des Herzogen zu Cleve, einzige Tochter Beatrix, ihr Vater war gestorben, und sie war Frau über Cleve und viel Lande mehr. Zu einer Zeit saß diese Jungfrau auf der Burg von Nimwegen, es war schön, klar Wetter, sie schaute in den Rhein, und sah da ein wunderlich Ding. Ein weißer Schwan trieb den Fluß abwärts, und am Halse hatte er eine goldne Kette. An der Kette hing ein Schiffchen, das er fortzog, darin ein schöner Mann saß. Er hatte ein goldnes Schwert in der Hand, ein Jagdhorn um sich hängen, und einen köstlichen Ring am Finger. Dieser Jüngling trat aus dem Schifflein ans Land, und hatte viel Worte mit der Jungfrau, und sagte: daß er ihr Land schirmen sollte, und ihre Feinde vertreiben. Dieser Jüngling behagte ihr so wohl, daß sie ihn liebgewann und zum Manne nahm. Aber er sprach zu ihr: „fraget mich nie nach meinem Geschlecht und Herkommen; denn wo ihr danach fraget, werdet ihr mein los und ledig, und mich nimmer sehen.“ Und er sagte ihr, „daß er Helias hieße;“ er war groß von Leibe, gleich einem Riesen. Sie hatten nun mehrere Kinder mit einander.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_325.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)