zu Stockholm in Schweden einen Drachen getödtet
hatte, wurde übermüthig, und warb um der jungen
Herzogin Hand und Land; unter dem falschen Vorgeben,
daß sie ihm die Ehe gelobt hatte. Da sie sich
standhaft weigerte, klagte Friedrich bei dem Kaiser,
Heinrich dem Vogler; und es wurde Recht gesprochen
„daß sie sich im Gotteskampf durch einen Helden gegen
ihn vertheidigen müsse.“ Als sich keiner finden wollte,
betete die Herzogin inbrünstig zu Gott um Rettung.
Da erscholl weit davon zu Montsalvatsch beim Gral
der Laut der Glocke, zum Zeichen, daß jemand dringender
Hülfe bedürfe: alsobald beschloß der Gral, den
Sohn Parcifals Lohengrin darnach auszusenden.
Eben wollte dieser, seinen Fuß in den Stegreif setzen:
da kam ein Schwan auf dem Wasser geflossen, und
zog hinter sich ein Schiff daher. Kaum erblickte ihn
Lohengrin, als er rief: „bringt das Roß wieder zur
Krippe; ich will nun mit diesem Vogel ziehen, wohin
er mich führt.“ Speise im Vertrauen auf Gott nahm
er nicht in das Schiff; nachdem sie fünf Tage über
Meer gefahren hatten, fuhr der Schwan mit dem
Schnabel ins Wasser, fing ein Fischlein auf, aß es
halb, und gab dem Fürsten die andere Hälfte zu
essen.
Unterdessen hatte Elsam ihre Fürsten und Mannen nach Antwerpen zu einer Landsprache berufen. Gerade am Tage der Versammlung sah man einen Schwan die Schelde herauf schwimmen, der ein Schifflein zog, in welchem Lohengrin auf sein
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_327.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)