Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 343.jpg

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seinem Herrn zu antworten: er möge doch eher sich die Freiheit, als ein Reich zu erwerben trachten. Worauf der Gesandte versetzte: ich wollte dir lieber mein Haupt geben, als solche Worte von dir gehört haben; ich weiß wohl, daß um derentwillen viel Blut der Franken und Thüringer fließen wird.

Wie Dieterich diese Botschaft vernommen, ward er erzürnt, zog mit einem starken Heere nach Thüringen, und fand den Schwager bei Runibergun seiner warten. Am ersten und zweiten Tage ward ohne Entscheidung gefochten; am dritten aber verlor Irminfried die Schlacht, und floh mit den übrig gebliebenen Leuten in seine Stadt Schiding, am Flusse Unstrot gelegen,

Da berief Dieterich seine Heerführer zusammen. Unter denen rieth Waldrich: nachdem man die Todten begraben und die Wunden gepflegt, mit dem übrigen Heere heimzukehren, das nicht hinreiche, den Krieg fort zu führen. Es hatte aber der König einen getreuen, erfahrenen Knecht, der gab andern Rathschlag und sagte: die Standhaftigkeit wäre in edlen Dingen das Schönste, wie bei den Vorfahren; man müßte aus dem eroberten Lande nicht weichen, und die Besiegten wieder aufkommen lassen; die sonst durch neue Verbindungen gefährlich werden könnten, jetzt aber allein eingeschlossen wären. – Dieser Rath gefiel auch dem König am besten, und er ließ den Sachsen durch Gesandte anbieten: wenn sie ihm ihre alten Feinde, die Thüringer bezwingen hälfen, so

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_343.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)