Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 344.jpg

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wollte er ihnen deren Reich und Land auf ewig verleihen.

Die Sachsen ohne Säumen schickten neun Anführer, jeden mit tausend Mann; deren starke Leiber, fremde Sitten, Waffen und Kleider die Franken bewunderten. Sie lagerten sich aber nach Mittag zu, auf den Wiesen am Fluß, und stürmten am folgenden Morgen die Stadt; auf beiden Seiten wurde mit großer Tapferkeit gestritten, von den Thüringern für das Vaterland, von den Sachsen für den Erwerb des Landes. In dieser Noth schickte Irminfried den Iring ab, Schätze und Unterwerfung für den Frieden dem Frankenkönig anzubieten. Dieterichs Räthe mit Gold gewonnen, riethen um so mehr zur Willfahrung: da die Sachsen sehr gefährliche Nachbarn werden würden, wenn sie Thüringen einbekämen; und also versprach der König, morgendes Tages seinen Schwager wieder aufzunehmen und den Sachsen abzusagen. Iring blieb im Lager der Franken, und sandte seinem Herrn einen Boten, um die Stadt zu beruhigen; er selbst wollte sorgen, daß die Nacht die Gesinnungen nicht änderte.

Da nun die Bürger wieder sicher des Friedens waren, ging einer mit seinem Sperber heraus, ihm an dem Flußufer Futter zu suchen. Es geschah aber, daß der Vogel losgelassen auf die andere Seite des Wassers flog, und von einem Sachsen gefangen wurde. Der Thüringer foderte ihn wieder, der Sachse weigerte ihn. Der Thüringer: ich will dir etwas offenbaren,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_344.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)