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550.
Der hart geschmiedete Landgraf.
Rohte a. a. O. 1683. 1684.

Bange thür. Chronik Bl. 60. 61.
Gerstenberger S, 152 – 154.
Koch Beschreib. der Wartburg. S. 22.
Winkelmann VI. 228. 229.
Vergl. Kinderlings Untersuchung dieser Fabel in der Odina. Breslau 1812. S. 140 – 151.


Zu Ruhla im Thüringerwald liegt eine uralte Schmiede, und sprichwörtlich pflegte man von langen Zeiten her einen strengen, unbiegsamen Mann zu bezeichnen: er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden.

Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demüthig gegen jedermann; da huben seine Junkern und Edelinge an stolz zu werden, verschmähten ihn und seine Gebote; aber die Unterthanen drückten und schatzten sie aller Enden. Es trug sich nun ein Mal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und ward benächtiger. Da gewahrte er eines Feuers durch die Bäume, richtete sich danach und kam in die Ruhla, zu einem Hammer oder Waldschmiede. Der Fürst war mit schlechten Kleidern angethan, hatte sein Jagdhorn umhängen. Der Schmied frug: wer er wäre? „Des Landgrafen Jäger.“ Da sprach der Schmied: „pfui des Landgrafen! wer ihn nennet, sollte alle Mal das Maul wischen, des barmherzigen Herrn!“ Ludwig schwieg, und der Schmied sagte

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_353.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)