Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 363.jpg

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galt damals für den berühmtesten deutschen Meistersänger; und weil die Landgräfin dem Heinrich ihren Schutz bewilligt hatte, so ließen sie sich alle die Sache gefallen.

Heinrich von Ofterdingen wanderte fort, kam erst zum Herzogen nach Österreich, und mit dessen Briefen nach Siebenbürgen zu dem Meister, dem er die Ursache seiner Fahrt erzählte, und seine Lieder vorsang.

Clingsor lobte diese sehr, und versprach ihm mit nach Thüringen zu ziehen, und den Streit der Sänger zu schlichten. Unterdessen verbrachten sie die Zeit mit mancherlei Kurzweil, und die Frist, die man Heinrichen bewilligt hatte, nahte sich ihrem Ende. Weil aber Clingsor immer noch keine Anstalt zur Reise machte, so wurde Heinrich bang’ und sprach: Meister, ich fürchte, ihr lasset mich im Stich, und ich muß allein und traurig meine Straße ziehen; dann bin ich ehrenlos, und darf Zeitlebens nimmermehr nach Thüringen. Da antwortete Clingsor: sey unbesorgt! wir haben starke Pferde und einen leichten Wagen, wollen den Weg kürzlich gefahren haben.

Heinrich konnte vor Unruhe nicht schlafen; da gab ihm der Meister Abends einen Trank ein, daß er in tiefen Schlummer sank. Darauf legte er ihn in eine lederne Decke und sich dazu, und befahl seinen Geistern: daß sie ihn schnell nach Eisenach in Thüringerland schaffen sollten, auch in das beste Wirthshaus niedersetzen. Das geschah, und sie brachten ihn in

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_363.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)