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557.
Die Vermählung der Kinder Ludwig und Elisabeth.
Gerstenberger a. a. O. S. 281. 287 - 289.


Meister Clingsor hatte zu Wartburg in der Nacht, da Elisabeth zu Ungarn geboren wurde, aus den Sternen gelesen, daß sie dem jungen Ludwig von Thüringen vermählt werden sollte. Im Jahr 1211 sandte der weitberühmte Landgraf Hermann herrliche Boten von Mann und Weiben zu dem Könige in Ungarn um seine Tochter Elisabeth, daß er sie nach Thüringen sendete, seinem Sohne zum Ehgemahl. Fröhlich zogen die Boten zu Roß und Wagen, und wurden unterwegens, durch welche Landschaft sie kamen, herrlich bewirthet, und als sie in Ungerland eintrafen, von dem König und der Königin lieblich empfangen. Andreas war ein guter, sittiger Mann, aber die Königin schmückte ihr Töchterlein mit Gold und Silber zu der Reise, und entsandte sie nach Thüringen in silberner Wiege, mit silberner Badewanne und goldnen Ringen, auch köstlichen Decken aus Purpur und Seide, Bettgewand, Kleinoden und allem Hausrath. Dazu viel tausend Mark Golds, bis daß sie groß würde, begabte auch die Boten gar reichlich, und ließ dem Landgrafen sagen, daß er getrost und in Frieden lebe. Als nun Elisabeth mit ihrer Amme in Thüringen ankam, da war sie vier Jahre alt, und Ludwig ihr Friedel war eilf Jahre alt. Da wurde sie höchlich

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_367.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)