Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 388.jpg

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ganze Wahrheit. Darauf verbot ihr Herr Bruno ernstlich, von dieser Sache keinem Menschen, auch der Mutter selbst nicht anders, als ob sie deren Befehl vollzogen, zu melden. Er aber nahm die Kinder, taufte sie bei dem Brunnen, nannte sie insgesammt mit Namen Bruno, und schaffte, daß die armen Waisen untergebracht wurden, eins oder zwei in der Mühle unterm Schloß, die übrigen an andern Orten in der Nähe. Denen er die Kindlein aufzuziehen befahl, gab er Geld her, und hieß es heimlich halten, vertraute auch keinem Menschen davon; bis auf die Zeit, da er zum. letzten Mal aus Quernfurt ins Land Preußen ziehen mußte, und dachte: er möchte nimmer wiederkehren. Da offenbarte er vernünftiglichen seinem Bruder Gebhard: was sich zugetragen, wie die Kinder geboren und lebendig erhalten worden, und wo sie anzutreffen wären, Gebhard mußte sich aber zuvor verpflichten, daß er es seiner Gemahlin nicht unfreundlich entgelten, sondern hierin Gottes Wunder und Gnadenwerk, erkennen wolle. Darauf ging der heilige Bruno auch zu der Gemahlin hin, entdeckte ihr alles und strafte sie wegen ihres sündlichen Argwohns. Da war groß Leid und Freud bei einander, die acht Kindlein wurden gehohlt und alle gleich gekleidet ihren Eltern vorgestellt. Diesen wallte das väterliche und mütterliche Herz, und spürte man auch an Gestalt und Gebärden der Kindlein, daß sie des neunten rechte Brüderlein waren. Den Kessel, darinnen das Weib diese acht Welfe soll von der Burg

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)