noch steht dabei ein Haus dieses Namens. Man zeigt
noch das dreischläfrige Bett mit rundgewölbtem Himmel,
grün angestrichen; auch zu Tonna den türkischen
Bund und das goldne Creuz der Sarazenin. Der
Weg, den sie zu der Burg pflastern ließ, heißt bis
auf den heutigen Tag: der Türkenweg. Die Burggrafen
von Kirchberg besitzen auf Farrenrode, ihrer
Burg bei Eisenach, alte Tapeten, worauf die Geschichte
eingewirkt ist. Auf dem Petersberge zu Erfurt
liegen die drei Gemahel begraben, und ihre Bilder
sind auf dem Grabsteine ausgehauen (gestochen
in Frankensteins annal. nordgaviens).
Hungersnoth im Grabfeld.
Annales fuldenses ad ann. 850. |
Als im Grabfeld große Hungersnoth herrschte, wanderte ein Mann mit seiner Frau und einem zarten Kinde nach Thüringen aus, um dem Mangel auszuweichen. Unterweges in einem Wald übernahm ihn das Elend, und er sprach zur Frau: „thun wir nicht besser, daß wir unser Kind schlachten und sein Fleisch essen, als daß wir selbst durch die Nahrungslosigkeit verzehrt werden?“ Die Frau widersetzte sich einem so großen Verbrechen; zuletzt aber drückte ihn der Hunger so, daß er das Kind gewaltsam aus den Mutterarmen riß und seinen Willen durch die That ausgeführt hätte: wenn nicht Gottes Erbarmen zuvorgekommen wäre. Denn indem er, wie er hernachmals in Thüringen oft erzählte, das Schwert zog, um das Söhnlein zu würgen, sah er in der Ferne zwei Wölfe über einer Hindin stehen und sie zerfleischen
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_393.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)