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Liebe in der Fremde.

Endlich rauscht des Stromes Welle,
Die so fremd mir klang, vertraut;
Berg und Thäler schauen helle,
Und der Geist der Flur wird laut.

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Heimat ist’s in meiner Seele,

Heimisch wird mir nun das Land;
Seit ich selbst mir nicht mehr fehle,
Find’ ich Alles rings verwandt.

Ja das macht, ich trag’ im Herzen

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Wiederum ein liebes Bild:

Was verhüllt lag unter Schmerzen,
Tritt mit ihm hervor so mild.
Von den Augen fällt die Blindheit,
Feld und Wald im alten Schein

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Laden mich, wie in der Kindheit,

Mit den trauten Stimmen ein.

Hoffnung führt mich auf die Fluren,
Die ich sonst nur irr durchstreift;
O und nach geliebten Spuren

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Ueberall mein Auge schweift!

Jeder Weg, der zu ihr gehet,
Ist mir wie schon längst bekannt;
Jeder Boden, drauf sie stehet,
Ist mein altes Vaterland.

 Schwab.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)