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An Rosa Maria.

Du gabst mir längst dein schönes Herz,
Was geb’ ich dir dafür?
Das meine? das zerriß der Schmerz,
Auch strebt es rastlos himmelwärts,

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Was sollt’, was sollt’ es dir?


Die Blüten, die mein Geist gepflegt?
Wie lang sind die geknickt!
Vom Nord, der scharf die Blätter regt,
Und an die farb’gen Kronen schlägt,

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Und sie zur Erde bückt!


Mein Sehnen? ach, nicht geb’ ich’s dir!
Das strebt nach stiller Nacht,
Und zu dem Grabe für und für,
Und zu der off’nen Himmelsthür,

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Wo Schmerz nie mehr erwacht.


Doch da blüht still im Morgenthau
Ein Blümchen, stralt wie Licht;
Das pflück’ ich dir von blum’ger Au,
Und leise spricht sein sanftes Blau:

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Vergiß, vergiß mein nicht!


 Amalia.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)