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Da kam vom fernen Strande

Sankt Alban, stark und kühn,
Zu diesem wilden Lande,
Zu diesem Felsen hin.
Ihn faßt’ des Landes Jammer,

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Er sprang zum Felsenwall,

Zerschlug mit starkem Hammer
Das Bild, – es fiel mit Schall.

Dankvoll, daß ihm’s gelungen,
Kniet’ er dort auf den Höh’n,

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Der Fels, der war zersprungen,

Ein Kreutz daraus blieb stehn.
Und wie dasselbe blickte
Weit in das Land hinein!
Man Ros’ und Lilie pflückte

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In lindem Maienschein.


Da lagen in den Klüften
Erdrückt die Drachen all,
Da sang in Blumendüften
So manche Nachtigall,

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Viel Fischlein, silberhelle,

Waren im See zu schau’n,
Und an Sankt Albans Stelle,
Da knieten zarte Fraun.

 Kerner.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_173.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)