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Doch wie sie kamen vor das Schloß

Und zu den Herrn geritten,
Macht’ er von Vaters Schilde los
Die Zierrat in der Mitten;
Das Riesenkleinod setzt’ er ein,

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Das gab so wunderklaren Schein,

Als wie die liebe Sonne.

Und als nun diese helle Glut
Im Schilde Milons brannte,
Da rief der König frohgemuth:

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„Heil Milon von Anglante!

Der hat den Riesen übermannt,
Ihm abgeschlagen Haupt und Hand,
Das Kleinod ihm entrissen!“

Herr Milon hatte sich gewandt,

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Sah staunend all die Helle:

„Roland! sag’ an, du junger Fant!
Wer gab dir das, Geselle?“
„Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht,
Daß ich erschlug den groben Wicht,

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Derweil Ihr eben schliefet!“


 Uhland.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)