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Zu rüsten sich in volle Ritterpracht,

115
Daß er den Boten nach Gebühr empfange.

Schon saß er stahlblank in dem Saal, es trat
Der Herold vor ihn, und begann die Kunde.
Die schnitt verletzend ein in tapfre Brust,
Denn gegen Volmarstein Acht, schwere Reichsacht

120
Sprach aus der strenge Bote,

Und lud es auf des Freiherrn gutes Schwerdt,
Den Kampf zu führen auf den stolzen Grafen,
Zu treiben ihn aus seiner Burg mit Heer’smacht,
Und dann zu brechen dieß verfehmte Haus.

125
Der Freiherr drängt zurück

Ludmillens holdes Bildniß.
Auf springt er, läßt vom Thurm das Heerhorn blasen,
Sagt ab dem Grafen, Namens deutschen Reichs,
Und bald in’s Feld rückt seine Mannenschaar.

5.

130
Ein guter Hauptmann war Graf Volmarstein,

Ein bess’rer war der Freiherr von der Reck,
Vom Feld getrieben in zwei heißen Treffen
Hat schon der junge Kriegesherr
Den alten Degen in die starke Veste;

135
Rings breitet die Belag’rung sich umher.

Einstmals am Abend reitet
Der Freiherr um den stolzen Bau, zu spähn,
Wo er den Strum am besten mag beginnen.
Da singen seine Reiter in dem Lager,

140
Und ihm zu Ohren kommt dieß alte Lied:

Schön Alda stand auf dem Schlosseswall,
Ritter Roland zog an mit Waffenschall.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)