Seite:Deutscher Dichterwald 243.jpg

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Garten bemerkte ihn nicht so bald, denn Goldener stund unter den Sonnenblumen, und seine Haare glänzten im Sonnenschein nicht anders als so eine Blume.

„Ha! – sprach der Gärtner, – solch einen Burschen hab’ ich gerade von nöthen!“ und schloß das Thor des Gartens. Goldener ließ es sich gefallen, denn ihm däuchte unter den Blumen ein gar buntes Leben, zumal er ganz die Hoffnung aufgegeben hatte, die Hütte seines Vaters wiederzufinden.

„Fort in den Wald! – sprach der Gärtner eines Morgens zu Goldener, – hol’ mir einen wilden Rosenstock, damit ich zahme Rosen darauf pflanze!“ Goldener gieng und kam mit einem Stock der schönsten, goldfarben Rosen zurück, die waren auch nicht anders, als hätte sie der geschickteste Goldschmied für die Tafel eines Königes geschmiedet.

„Packe dich mit diesen goldenen Rosen! – schrie der Gärtner – du hast es mit dem Bösen zu thun!“ und so stieß er ihn gar unsanft aus dem Garten, indem er die goldenen Rosen unter vielen Verwünschungen in die Erde trat.

Goldener konnte die Worte des Gärtners nicht begreifen; er gieng getrost wieder in den Wald zurück und nahm sich nochmals vor, die Hütte seines Vaters zu suchen.

Er lief Tag und Nacht von Baum zu Baum, von Fels zu Fels. Am dritten Tag endlich wurde der Wald

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)