Seite:Deutscher Dichterwald 251.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wohl nach vierhundert Jahren,
Da ritt des Königs Sohn
Mit seinen Jägerschaaren

140
In’s Waldgebirg davon:

„Was ragen doch da innen,
Ob all dem hohen Wald,
Für graue Türm’ und Zinnen,
Von seltsamer Gestalt?“

145
Am Wege stund gerade

Ein alter Spindelmann:
„Erlauchter Prinz, um Gnade!
Hört meine Warnung an!
Romantische Menschenfresser

155
Hausen auf jenem Schloß,

Die mit barbarischem Messer
Abschlachten Klein und Groß.“

Der Königssohn verwegen
Thät mit drei Jägern ziehn,

160
Sie hieben mit den Degen

Sich Bahn zum Schlosse hin.
Gesenket war die Brücke,
Geöffnet war das Thor,
Daraus im Augenblicke

165
Ein Hirschlein sprang hervor.


Denn in des Hofes Räumen,
Da war es wieder Wald,
Da sangen in den Bäumen
Die Vögel mannigfalt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_251.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)