Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 004.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

so ist es heut ein ganzes Jahr,
daß man ihm ein schöne Jungfrau gab.

9.
„Was wollt ihr ihm entbieten?

ich komm erst von ihm geritten,
so ist es heut der dritte Tag,
daß ich eur schöns Lieb gesehen hab.“

10.
‚‚‚Was wollt ich ihm entbieten?

Der liebe Gott thu ihn behüten!
und kann er mir nicht werden zu Theil,
so wünsch ich ihm viel Glück und Heil.

11.
‚‚‚Und kann er mir nicht werden

der Liebste auf dieser Erden,
so will ich mir brechen meinen Muth,
gleichwie das Turteltäublein thut.

12.
‚‚‚Es fleugt den Winter so kühle

und trinkt das Wasser so trübe,
es setzt sich auf ein dürren Ast,
da irret weder Laub noch Gras.‘‘‘

13.
Da zog er ab sein seiden Hut:

erst kennet ihn die Jungfrau gut.
‚‚‚Bis Gott willkomm, du schönes mein Lieb!
wie lang läßt mich in Trauren allhie?‘‘‘

14.
„Da thät ich dich versuchen,

ob du mir wolltest fluchen;
und hättest mir ein Fluch gethan,
so wär ich wieder geritten darvon.

15.
„Da du mir nicht thätst fluchen,

da erfreut sich mein Gemüthe;
du machest mein Herz der Freuden so voll,
daß ich dich jetzund haben soll.“ –

16.
Wer ist, der uns dies Liedlein sang?

Das hat gethan ein Reutersmann;

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)