Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 078.jpg

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11.
„Ach nein, mein liebe Schwester,

ja Schwester,
ach nein, das nehm ich nicht:
Gott hat uns heut gespeiset,
er speist uns morgen auch.“

1, 4. Ein reich und eine arme, die arm mußt betteln gehn. – 2. Warum gehst du denn betteln? du hast es ja nicht noth: du hast ein reiche Schwester, die wird dir leihn ein Brot. – 3. Die arme Schwester nur sich wandt, sie gieng wol etc. – 4. Gott grüß dich, liebe Schwester, verleih mir doch ein Brot für meine sechs kleinen Kinder, die leiden große Noth (sie sterben von Hungersnoth – die sterben Hungertod). – 4a. (Ach Schwester, liebste Schwester, ich hab für sie kein Brot;) du sollst ja nehmn ein Messer und sollst sie stechen todt! – 6, 5. Die sie im Elend fand. – 6a. Ach Mutter, herzliebste Mutter, gieb uns ein Stücklein Brot! – „Ich soll ja nehmn ein Messer und soll euch stechen todt.“ – 6b. Ach Mutter, herzliebste Mutter, ach nein, das thue nicht! Wir wollen jetzund schlafen, bis uns Gott wecket auf. – 7. Der reiche Mann (der Mann [Herr] wol) aus der Kirche kam und wollt aufschneiden das Brot: das Brot war hart wie Steine, das Messer von Blut so roth. - 8. Ach Frau, herzliebste Fraue (ach mein herzliebste Fraue), wem hast dus Brot versagt? – „Ach Gott, meiner armen Schwester, die mich so flehentlich (herzlich) bat!“ – 9, 5. die sie im Elend fand. – 10. Ach Schwester, liebste Schwester, verzeih mir einmal dies! Ein Brot will ich dir geben, (Alles Geld will ich dir geben,) die Kinder zu ernähren: verzeih mir einmal dies! – 11, 5. und morgen auch er speist. – 12. Ihr Reichen, thut bedenken, und thut den Armen Guts, auf daß Niemand darf sterben von großer Hungersnoth. (Aus Hainau.) – 12. (Im Münsterschen:) Die Schwester die wandt sich umme und gieng ihrn traurigen Gang; der Teufel der kam gegangen und faßt sie bei der Hand.


25a. Die unbarmherzige Schwester.


Sehr mäßig. Mündlich, aus der Gegend von Perleberg u. Wittstock.
Noten
Noten


1.
Es warn einmal zwei Schwestern,

die eine war reich an Gut,
die andre hatte sechs kleine Kinder, :|:
und der ihr Mann war todt. :|:

2.
Die arme Schwester die macht sich auf

und gieng wol ihren Gang,
sie gieng zu ihrer reichen Schwester,
die sie in Freuden fand.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_078.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)