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34e. Der verwundete Knabe.


Mäßig langsam. Mündlich, aus der Bergstraße und dem Odenwald.
Noten
Noten


1.
Es wollte ein Mädchen in der Fruh aufstehn,:|:

wollt in den grünen Wald :|:
spazieren gehn. :|:

2.
Und als sie ein Stückchen in den Wald hinein kam,

ei da fand sie einen
verwundten Knabn.

3.
Verwundet war er und von Blute so roth,

und als sie ihn verband,
war er schon todt.

4.
„Ei soll ich schon sterben? bin aber so jung!

bin noch ein jung frisch Blut,
weiß nicht, wie das Lieben thut,
ja Lieben thut!

5.
„Ei soll ich schon sterben? bin aber so jung!

bin ja kaum achtzehn Jahr,
soll schon auf die Todtenbahr,
ja Todtenbahr!“

6.
‚‚‚Ach Schätzchen, wie lange soll ich traurig sein?

bis daß alle Wasser
beisammen sein?

7.
‚‚‚Ja, alle die Wasser kommen nicht zusamm,

ei so wird mein Trauern
kein Ende han.‘‘‘

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_115.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)