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6.
Er nahm das Chind wol uf sin Arm,

und gieng wol mit īs Wirthshūs abe:

7.
„Gsä Gott, gsä Gott, ihr Hochzītgescht!“

Die Brūt die saß wol oben am Tisch;
wīl sie des Chindes Müeterli isch,
das Chind wirds sälber zeigen an:

8.
‚‚‚Ach Mueter, du darfst keis Chränzeli trage,

du hast drü chleine Chind vergrabe:

9.
‚‚‚Das Erst hast du īs Wasser trage,

das Ander unter de Mischt vergrabe,

10.
‚‚‚Und mi ī grüene Wald use gsteckt,

mit Laub und Escht mi zuebedeckt.‘‘‘

11.
„„Und wenns au is, wies Chindli seit,

so schlag der böse Geischt hinein!““

12.
Sobald sie das Wort usesprach,

der böse Fiend in die Stuben in cham:

13.
„Chum wäg, chum wäg, mi schöni Brūt,

chum wäg, chum wäg vom Tisch ewäg,
mit mir muescht trinke Schwäbel und Päch!“

(K. Simrock, „Die deutschen Volkslieder. Frankfurt a. M. 1851.“ S. 87.)

1. Use, aus. tribe, treiben. ghört, hörte. e, es, ein. Chindeli, Kindlein. grine, laut weinen. – 2. dis, dein. ischt, ist. – 3. wot, will. keis, kein. drü, drei. – 4. i, in, is, ins. Mischt, Mist. – 5. Escht, Aeste. – 7. Brut, Braut. wil, weil. – 11. au, auch. seit, sagt. Geischt, Geist. – 12. Fiend, Feind.


42. Vom unbarmherzigen Junker.


Sehr mäßig. Mündlich, aus dem Brandenburgischen. (Oranienburg, Potsdam.)
Noten
Noten



Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_146.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)