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8.
Herodes sprach aus einem Tratz:

„Wie ist es nur der hinder so schwarz?“

9.
Sie sprachen: ‚‚‚Er ist uns wol bekannt,

er ist wol aus dem Mohrenland.‘‘‘

10.
Sie zogen dahin gen Bethlehem ein,

sie funden das Kindlein im Krippelein.

11.
Sie funden ein Esel und ein Rind,

und Maria mit ihrem Kind.

12.
Der Joseph bei der Wiegen saß,

und der auch schier erfroren was.

13.
Er zündet ein kleines Feuerlein

und kocht dem Kindlein ein Müselein,

14.
Und streicht ihms mit dem Finger ein:

„O Jesu, liebes Herrle mein!“

15.
Der Joseph sprach mit großer Eil:

„Lieben Herrn, sitzt nieder und rast ein Weil!“

16.
‚‚‚Es ist uns durch den Engel bekannt,

wir sollen nit bleiben in Herodes Land.‘‘‘

17.
Da sprach der Joseph aber zu ihn:

„Wöllt ihr nit bleiben, so haut halt hin!“

18.
Sie zogen dahin wol wieder gen Chaim,

ein andern Weg wiederum heim.

19.
Herr Melcher in dem grauen Bart:

‚‚‚Potz Glut, potz Darm, wie dürst mich so hart!‘‘‘

20.
Sie kamen in ein Haus hinein,

sie funden weder Brot noch Wein.

21.
‚‚‚So seind wir doch vom finstern Stern,

wir essen und trinken und zahlens nit gern.

22.
‚‚‚Und wöllt ihr uns erkennen,

wir dörfen uns wol nennen:

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_178.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)