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60. Der Baum im Odenwald.


Mäßig. Durch ganz Deutschland verbreitet. Mel. vom J. 1781.
Noten
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1.
Es steht ein Baum im Odenwald,

der hat viel grüne Aest;
da bin ich schon viel tausendmal
bei meinem Schatz gewest.

2.
Da sitzt ein schöner Vogel drauf,

der pfeift gar wunderschön;
ich und mein Schätzlein lauern auf,
wenn wir mitnander gehn.

3.
Der Vogel sitzt in seiner Ruh

wol auf dem höchsten Zweig;
und schauen wir dem Vogel zu,
so pfeift er allsogleich.

4.
Der Vogel sitzt in seinem Nest

wol auf dem grünen Baum:
Ach Schätzel, bin ich bei dir gwest,
oder ist es nur ein Traum?

5.
Und als ich wiedrum kam zu dir,

gehauen war der Baum;
ein andrer Liebster steht bei ihr:
o du verfluchter Traum!

6.
Der Baum der steht im Odenwald,

und ich bin in der Schweiz;
da liegt der Schnee und ist so kalt:
mein Herz es mir zerreißt!

(Das Gedicht mündlich, aus dem Odenwald. Zuerst gedruckt in „Des Knaben Wunderhorn. III. B. Heidelderg, 1808.“ S. 116. – Die obige Lesart der Mel. ist einer von Joh. Friedrich Reichardt componierten Mel. nachgebildet. Vgl. L. Erk, „Neue Sammlung deutscher Volkslieder. Bd. II, H. 4 u. 5. Berlin, 1844.“ S. 77.)

6, 3. Da liegt der Schnee so kalt, so kalt.


61. Drei Röselein.


Mäßig langsam. Schwäbisch, aus dem Remsthal.
Noten
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Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_204.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)