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62. Verschmähte Liebe.


Mäßig langsam. Mel. mündlich, aus Neubrück bei Frankfurt a. d. O.
Noten
Noten


1.
Oft Mancher muß leiden und hats nicht verschuldt;

ich weiß mir n schöns Kräutlein, das heißt die Geduld. :|:

2.
Im Lieben vexieren, das geht mir nicht ein;

ich kanns nicht begreifen, bin noch vieler zu klein.

3.
Hoffärtiges Weibsbild, was führst du im Sinn?

meinst dann, dein Stolzieren bringt dir ein Gewinn?

4.
Warum thust du wanken bald hin und bald her?

bald gfällt dir dann Dieser, ein Andrer gleich mehr.

5.
Ei pfui deiner Liebe! und schäme dich doch;

bleibe du fein bei Einem: wie Viel liebst du noch?

6.
Und daß ich von eim Weibsbild vexieret sollt sein,

das bild sich doch wahrlich nur Keine nicht ein!

7.
In Einsamkeit leben ist besser für mich,

kann ichs fein auslachen das falsche Gesicht!

8.
Ich weiß mir eine Rose von schöner Gestalt,

den Geruch und die Schönheit verliert sie gar bald.

9.
Ach sag mir nur Einer, was bständig dann sei?

falsch sind die Weibsbilder, ich sags ohne Scheu.

(Mündlich, aus der Gegend von Frankfurt a. M. Mit Benutzung eines flieg. Bl. „Sieben schöne neue Weltliche Lieder.“ [Das 2.] Gedruckt um 1750–80. – [Vgl. Böckh u. Gräter, „Bragur.“ Leipzig, 1791. I, 275.])

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_208.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)