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77. Liebeszwist.


Mäßig. Vielfach mündlich, aus dem Brandenburgischen, aus
Schlesien und dem Hessen-Darmstädtischen.
Noten
Noten


1.
Ich wünscht es wäre Nacht

und mein Bettchen wär gemacht,
wollt ich zu meim Schätzchen gehn
und bei ihr am Fenster stehn,
bis sie mir aufmacht.

2.
„Wer ist denn dafür?

wer klopfet an die Thür?“ –
‚‚‚Schönster Schatz, und ich bin hier,
ich komm aus Lieb zu dir:
mach mir auf die Thür!‘‘‘

3.
„Die Thür ist schon zu,

s schläft Alles in der Ruh;
denn du weißt, daß bei der Nacht
Niemand die Thür aufmacht:
komm morgen fruh!“

4.
‚‚‚Morgen früh hab ich keine Zeit,

da sehn mich alle Leut.
Hättst du mir in dieser Nacht
einmal die Thür aufgemacht,
hätt es mich erfreut.

5.
‚‚‚Schönes Geld und schönes Gut,

hübsche Mädchen die sind gut.
Wenn mein Schatz einen Andern liebt,
bin ich auch nicht betrübt,
scher mich nichts darum.‘‘‘

1, 1. Ich wollte wünschen, es wäre Nacht und ich hätte die Wacht. – Vgl. „Ein feiner kleiner Almanach.“ I, 89. – 2. „Wer steht denn dafür? wer klopfet an der Thür?“ ‚‚‚Schönster Schatz, ich steh allhier, ich ruf aus Lieb zu dir: mach nur auf die Thür!‘‘‘ – 3, 3. und du weißt, daß man bei Nacht. – 4, 2. da sehen mich die Leut. – 5, 1. Schönes Geldchen, schönes Gut, schöne Mädchen giebts genug. – 5. Schön weiß und schön roth, schöne (schwarze) Aeuglein wie Gold! Der mir zu meim Schätzchen geht und ihm vor seim Fenster steht (und ihm vor das Lädele steht), den schieß ich todt. (So im Badenschen und Hessen-Darmstädtischen.)

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_224.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)