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3.
Das Mädchen thät erschrecken,

aus dem Bette sprang sie raus,
thät das Röcklein überwerfen,
zum Fenster schaut sie naus:
‚‚‚Scher dich weg von meinem Fenster,
scher dich weg von meiner Thür!
sonst greif ich nach den Waffen
und schlage nach dir.

4.
‚‚‚Du hast mir versprochen

die Treue so fest;
du hast sie gebrochen:
geh hin wo du gewest!
Die Thränen von den Augen,
die Tröpflein von den Wangn!
wir zwei verliebte Herzen
kommen nimmermehr zusammn.‘‘‘

(Vgl. L. Erk’s Volkslieder. B. III, H. 1, S. 5, Nr. 5.)

3, 3. Thät das Hemdchen überwerfen.


122a. Schwere Trennung.


Mäßig. Mündlich, aus Schlesien. (Neukirch bei Goldberg.)
Noten
Noten


1.
Ich will mich umschauen

nach Tint und Papier,
|: meinem Schätzchen muß ichs schreiben
wol an die Stubenthür. :|

2.
Wol ane die Thüre,

wol ane das Haus:
Ach Schätzchen, liebstes Schätzchen,
unsre Freundschaft ist aus!

3.
Ich gieng wol an das Fenster,

klopfte an mit meinem Ring:
„Ach Schätzchen, liebstes Schätzchen,
wen hast du bei dir drin?“

4.
Sie thäte sehr erschrecken,

aus dem Bette sprang sie raus,
thät ein Kittel überwerfen,
zum Fenster schaut sie naus.

5.
‚‚‚Geh weg von meinem Fenster,

geh weg von meiner Thür!
sonsten greif ich nach den Waffen
und schlage nach dir.

6.
‚‚‚Du hast mir versprochen

die Treue so fest;
du hast sie gebrochen:
geh hin, wo du gewest!‘‘‘ –

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_279.jpg&oldid=- (Version vom 29.10.2019)