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	Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

es so weit gebracht, da der Vorsänger es gelassen, hebt dieser wieder an und singt abermals einen Vers. Sobald dieser Gestalt nun ein oder zwei Verse wiederholt sind (ein Stasimon), springt und thut sich einer hervor, der vortanzen und den Tanz führen will, nimmt seinen Hut in die Hand und tanzt gemächlich im Gemache umher und fordert auf diese Weise die Uebrigen zum Tanze auf. Darauf fassen sie all nach gerade sich der Reihe nach an, doch so, daß angesehenen Leuten die hohe Hand gelassen wird. Wie nun der Vortänzer sich nach dem Gesange und dem Vorsänger richtet, so richten sich die Nachtänzer und alle Personen, wes Standes sie auch seien, durch einander nach ihrem Führer in so großer Einigkeit, daß ein Vortänzer in die zweihundert Tänzer an der Reihe führen und regieren kann.“ (Neocorus. I, 177. – Müllenhoff. S. XXII. – A. Biethens „Beschreibung“ etc. S. 107.)

143. Ich hört ein Sichelein rauschen.

Erste Melodie.

Mäßig bewegt.

Die Melodie aus Dahmen. (An der Gränze von Brandenburg und dem Herzogthum Sachsen.)

Noten

Zweite Melodie.

Mäßig.

Die Melodie aus der Gegend von Potsdam.

Noten

1.

Es dunkelt in dem Walde,

nach Hause wolln wir gehn;
|: das Korn wolln wir abschneiden
so gut als wirs verstehn. :|

2.

Ich hört ein Sichelein rauschen,

ja rauschen durch das Korn;
ich hört mein feins Lieb klagen,
ihr Ehr hat sie verlorn.

3.

„Hast du dein Ehr verloren,

hab ich ja noch die mein;
ei so gehn wir beide zusammen
und winden zwei Kränzelein!

4.

„Ein Kränzelein von Rosen,

ein Kränzelein von Klee;
zu Frankfurt an der Brücken
da liegt ein tiefer Schnee.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_313.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)