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151c. Winterrosen.
1.
Es reit ein Herr mit seinem Knecht

am Morgen in dem Thaue,       ade!
Was fand er auf der Heiden stahn?
ein wunderschöne Jungfraue,
ja Fraue.

2.
„Gott grüß euch, Jungfrau hübsch und fein,

Gott grüß euch aus der Maßen!       ade!
wollt Gott ich sollt heint bei euch sein,
an eurem Aermlein schlafen,
ja schlafen!“

3.
‚‚‚An meinem Aermlein schlaft ihr nicht,

ihr bringt mir dann drei Rosen,       ade!
die in dem Winter gewachsen sind
wol zwischen Weihnachten und Ostern,
ja Ostern.‘‘‘

4.
Er schwang sein Sattel auf der Bahn,

dahin so thät er reiten – ade!
und da die rothen Röslein stahn,
fand er nicht mehr dann dreie,
ja dreie.

5.
Der Röslein warn nicht mehr dann drei,

er brach sie bei den Stielen,       ade!
er schütts der Magd in Geren frei
nach allem ihrem Willen,
ja Willen.

6.
Da sie die rothen Röslein ansah,

gar freundlich thät sie lachen: – ade!
‚‚‚So sagt mir, edlen Röslein roth,
was Freud könnt ihr mir machen,
ja machen?‘‘‘

7.
„Die Freud die wir euch machen künn,

die wird sich wol befinden: – ade!
jetzund seid ihr ein Mägdlein jung,
bis Jahr geht ihr mit Kinden,
ja Kinden.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_333.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)