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182. Die Prager Schlacht.
6. Mai 1757.


Marschmäßig. Melodie mündlich, aus dem Brandenburgischen,
Hessen-Darmstädtischen und Fränkischen.
Noten
Noten


1.
Als die Preußen marschierten vor Prag

gleich nach der Lowositzer Schlacht,
auf dem weißen Berg das Lager ward geschlagen,
dahin man konnt mit Roß und Wagen:
|: Kanonen wurden aufgeführt;
Schwerin der hat sie kommandiert. :|

2.
Einn Trompeter sie schickten hinein,

ob sie Prag wollten geben ein,
oder ob sies wollten lassn beschießen?
„Ihr Bürger, laßts euch nicht verdrießen!
wir wollns gewinn wol mit dem Schwert,
es ist ja viel Millionen werth.“

3.
Der Trompeter hat Order gebracht,

hats dem König selber gesagt:
‚‚‚Ach großer König Friedrich auf Erden,
dein Ruhm wird dir erfüllet werden!
sie wolln das Prag nicht anders geben ein,
es soll und muß geschossen sein!‘‘‘

4.
Hierauf rückte Prinz Heinrich heran

wol mit sechzigtausend Mann.
Als das Schwerin nun hatte vernommen,
daß der Succurs war angekommen,
da schossen sie wol tapfer drein:
Batallje muß gewonnen sein!

5.
Die Bürger schrien: „Daß Gott erbarm!

was macht uns doch der Fritzel so warm!
Wir wollten ihm das Prag gern eingeben,
verschon er uns doch nur das Leben!“ –
Der Bischof der giengs durchaus nicht ein,
es soll und muß geschossen sein!

6.
Darauf ward ein Ausfall gemacht,

Schwerin der eilet in die Schlacht.
Potz Donner, Hagel, Feur und Flammen!
so schossen sie die Völker zusammen.
Und bei so großer Angst und Noth
Schwerin der ward geschossen todt.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_387.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)